Einsatzübung “Massenanfall von Verletzten (MANV)”

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Dass eine Einsatzübung anstand, wussten die rund 35 Feuerwehrleute der Ortsfeuerwehr Osterholz-Scharmbeck, die sich an einem Juliabend am Feuerwehrhaus versammelten. Nicht jedoch, welches Szenario sie erwartete. Auf einem ehemaligen Firmengelände in Buschhausen waren zu diesem Zeitpunkt die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Mit drei zur Verschrottung anstehenden Fahrzeugen war ein Verkehrsunfall simuliert worden. Ein Fahrzeug kam in Folge des Unfalls auf der Seite zum Liegen – im Innenraum simulierten vier Übungspuppen eine Familie. Das Fahrzeug war in seiner Position stark instabil. Zudem wiesen Schilder am vorderen Bereich eine angenommene leichte Rauchentwicklung aus. In den beiden anderen Fahrzeugen war die Lage deutlich realistischer: Mitglieder der realistischen Unfalldarstellung der Johanniter waren mit verschiedenen angenommenen Verletzungsmustern in den beiden Fahrzeugen verteilt worden.

Kurz nach der Alarmierung trafen die Einsatzfahrzeuge nacheinander an der “Unfallstelle” ein. Zunächst der Einsatzleitwagen (ELW), dann in kurzer Folge hintereinander Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF), Tanklöschfahrzeug (TLF), Rüstwagen, Gerätewagen Logistik 2 (GWL-2), sowie Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8). Nachdem zunächst ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit hinzustieß, verstärkte der Rettungsdienst aufgrund des Alarmierungstichwortes das Kräfteaufgebot massiv.

Für die ersteintreffenden Führungskräfte besteht eine der größten Herausforderungen in den ersten Minuten vor Ort, sich ein umfängliches Bild der Lage zu machen. Eine sorgfältige Erkundung ist die Basis für den anschließenden optimalen Einsatz der Mittel. Insbesondere da es in diesem Szenario mit drei Unfallfahrzeugen gleich mehrere Aufgaben zu bewältigen gab. Die Abstimmung zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr über Vorgehen und Priorisierung war im Vorfeld als eines der wichtigsten Übungsziele definiert worden.

An allen drei Fahrzeugen begann die Arbeit parallel, je nach Zustand von Patienten und Lage der Fahrzeuge auf unterschiedlichen Wegen. Die Fahrerseite des schwarzen Audi war durch den seitlichen Aufprall des Opels stark deformiert. Die Türen liessen sich nicht öffnen, ein Zugang über die Beifahrerseite war bedingt durch dort stehende Bäume nicht möglich. Beifahrer und die schwangere Fahrerin waren verletzt, aber ansprechbar. Die Einsatzkräfte entschieden sich hier für eine schonende Rettung und öffneten die Fahrertür mittel hydraulischem Spreizer.

In dem gegnerischen Unfallfahrzeug war die Fahrerin nur leicht verletzt. Der auf der Rückbank des dreitürigen Opels sitzende Mann klagte allerdings über massive Schmerzen im Hals und Rücken, sodass hier eine besonders schonende Rettung eingeleitet wurde, um die Wirbelsäule möglichst wenig zu belasten.

Das dritte Unfallfahrzeug lag instabil auf der Seite. Eine leichte Rauchentwicklung war zu erkennen. Hier waren die Sicherstellung des Brandschutzes und die gleichzeitige Stabilisierung des Fahrzeuges oberste Priorität.

Neben der Feuerwehr war auch das Deutsche Rote Kreuz aufgrund der Alarmierung mit einem Großaufgebot im Einsatz. Neben der Besatzung von vier Rettungswagen und einem Krankentransportwagen kamen ein leitender Notarzt und ein Organisatorischer Leiter Rettungsdienst zum Einsatz. Seitens des DRK war ebenfalls ein Beobachter vor Ort, um den Einsatz in der Nachbesprechung auch aus der medizinischen Sicht bewerten zu können.

Rund eine Stunde nach der Alarmierung waren alle Personen aus den Fahrzeugen befreit und dem Rettungsdienst zugeführt worden. Die 35 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 15 Ärzte und Sanitäter des DRK sowie die Verletztendarsteller der Johanniter nebst aller Übungsbeobachter investierten anschließend noch einmal die gleiche Zeit für eine umfassende und ausführliche Nachbesprechung.

Ein herzlicher Dank an alle Teilnehmer und Unterstützer dieser Übung! Insbesondere an der DRK für die tolle Beteiligung und gute Zusammenarbeit, an die Johanniter für die eindrucksvolle Unterstützung bei Vorbereitung und Durchführung, sowie an Rene Lange für die Erstellung und Überlassung der Fotos.